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CHI #22 | Ausgabe 3/24

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Das Magazin der Neuen Zeit begleitet dich mit jeder Menge Inspiration für gutes CHI durch den Wandel. Mit aktuellen und interessanten Themen des Alltags rund um Gesundheit und Bewusstsein, Spiritualität und Natur, Psychologie und Familie, Ökologie und Nachhaltigkeit. CHI stellt seinen Fokus klar und kompromisslos unter dieses Motto und ist an deiner Seite auf dem Weg in die Neue Zeit.

★ PSYCHOLOGIE

★ PSYCHOLOGIE Re-Parenting Selbstfürsorge und inneres Wachstum durch liebevolle Neuausrichtung von nicole katzenschlager Re-Parenting (zu Deutsch: Nachbeelterung) ist ein Prozess in der emotionsfokussierten Einzeltherapie (EFIT) nach Dr. Sue Johnson, die Bindungsdefizite der jüngeren Selbstanteile gezielt die nachträgliche Fürsorge und emotionale Bindung zukommen lässt, die in der Eltern-Kind-Beziehung nicht gewährleistet war. Eltern müssen eine sichere Basis (Bowlby 1988) für ihre Kinder schaffen, die es ihnen ermöglicht, sich sicher, umsorgt, der Liebe würdig, in der Lage gesund abhängig zu sein, und darauf zu vertrauen, dass ihre Bedürfnisse angemessen erfüllt werden. Eltern sollten während der gesamten Kindheit auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingestellt sein, auf sie eingehen und ihnen körperlich und emotional jederzeit zur Seite stehen. Durch die Bereitstellung einer vorhersehbaren, verlässlichen und fördernden Umgebung schaffen Eltern eine solide Grundlage, auf die kleine Kinder ein Gefühl von Vertrauen, Akzeptanz und Zugehörigkeit aufbauen können. Sie können dann mit wachsendem Vertrauen in ihr Selbstwertgefühl und ihre Kompetenz in die Welt eintreten, sind in der Lage, sinnvolle Beziehungen aufzubauen und Widerstandskraft und Wohlbefinden zu entwickeln. Wenn es nicht gelingt, eine konsistente, sichere Grundlage zu schaffen, erleben Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und junge Erwachsene die Welt als verwirrend, unvorhersehbar und feindselig (Solomon und George 1999). Sie bleiben in physiologisch „höchster Alarmbereitschaft“ und können nicht darauf vertrauen, dass die Eltern sie betreuen, beschützen und anleiten. Ihre suboptimalen neurobiologischen Reaktionsmuster werden sich weiterhin nachteilig auf ihr Sicherheits- und Vertrauensgefühl, ihre emotionalen und Verhaltensreaktionen sowie ihre Fähigkeit auswirken, ein Leben lang sinnvolle Beziehungen aufzubauen. Für manche, auch beruflich solide Fuß zu fassen. Das Idealbild der Eltern, wie hier beschrieben, gibt es oft nicht. Viele Erwachsene haben ihre Kindheit als extrem vernachlässigend erfahren, Eltern waren mehr mit sich und ihren Lebensthemen beschäftigt als fürsorglich auf das Kind zu sehen. Kinder wurden in Erwachsenenrollen geschubst, die ihnen als Erwachsene vor die Füße fallen, da die Überforderung noch im Nervensystem sitzt. Sie mussten ihre Bedürfnisse hinten anstellen und haben nur auf den Tag der Selbsterhaltungsfähigkeit gewartet, um aus dieser emotionalen Leere auszubrechen. Besser es ist niemand da, als ständig dieses unempathische Verhalten der Eltern zu erleben, die einen ja lieben sollten. Ganz schlimm geht es Erwachsenen, wenn sie zusehen mussten, wie ältere oder jüngere Geschwister auf ein Podest gestellt wurden und selbst waren sie für nichts gut genug. Oder wenn Scheidungskinder plötzlich zum Kind zweiter Klasse degradiert wurden, weil die „neuen“ Kinder eigentlich die besseren waren. Alles Themen der Eltern, die sie selbst nicht reflektiert und aufgearbeitet, sondern ungefiltert an ihre eigenen Kinder weitergegeben haben. Dies sind nur wenige Beispiele, und ich wundere mich noch heute, auf welch unempathische Ideen Eltern kommen und damit ihre Kinder demütigen. CHI 46

Aus dieser Prägung können sich Überlebensstrategien entwickeln: HELFER-SYNDROM Du hast ein starkes Bedürfnis, anderen zu helfen und sich um sie zu kümmern. Du übernimmst Verantwortung für das Wohlergehen anderer und vernachlässigst dabei oft die eigenen Bedürfnisse. Abgrenzen und Nein-Sagen ist nicht deine Stärke, die Angst vor der Konsequenz ist zu groß. Dennoch bist du enttäuscht, dass niemand deine Bedürfnisse wahrnimmt und dir etwas Gutes tut. FLUCHT Du ziehst dich in schwierigen Situationen zurück, um dich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Hinter dieser emotionalen Mauer gibt es jedoch weder Nähe noch Verbindung zu anderen. Du bist „wieder“ auf dich allein zurückgeworfen und erlebst Einsamkeit und Enttäuschung. Der Wunsch, dass jemand für dich da ist, bleibt unerfüllt. KONTROLLE Um Unsicherheiten zu reduzieren, versuchst du, alles unter Kontrolle zu halten. Über die Jahre hast du strenge Regeln und einen Perfektionismus entwickelt, um Sicherheit und Stabilität zu finden. Damit eckst du jedoch in deinem Umfeld weitgehend an, vor allem, wenn es um soziale Kontakte und Beziehungen geht. ANPASSUNG Du passt dich oft an die Umgebung an, um Akzeptanz und Liebe zu erhalten, vernachlässigst jedoch deine eigenen Bedürfnisse. Damit entwickelt sich oft ein innerer Vulkan an Unzufriedenheit. Was im Außen so harmonisch wirkt, ist im Inneren eine große Leere. LEISTUNG Du „flüchtest“ ganz unbewusst in ein oft überhöhtes Maß an Leistung, um Anerkennung und Bestätigung zu erhalten. Das Setzen von hohen Zielen hilft dir, dich wertvoll und geliebt zu fühlen. Dennoch hält diese „Befriedigung“ nur kurz an und die „Sinnsuche“ geht weiter. In einem neuen Ziel, welches wieder in Leere endet. Dem verletzten Anteil fehlt das Urvertrauen Du spürst in dir nicht die innere Kraft, eine Niederlage überwinden zu können und lebst in ständiger Unsicherheit und Angst. Urvertrauen kann sich nicht entwickeln, wenn die Eltern oder nahe Bezugspersonen das Kind gefühlsmäßig ablehnen, vernachlässigen oder misshandeln. Personen mit ausreichend Urvertrauen verlassen sich hingegen auf ihre Intuition wie auf ein Navigationssystem, das den richtigen Kurs vorgibt. Sie glauben fest an eine wohlwollende Grundeinstellung ihrer Mitmenschen. Außerdem haben sie das Gefühl, dass das Leben für sie und nicht gegen sie spielt. Die Zukunft sehen sie als eine Quelle neuer Möglichkeiten. Sie betrachten sich selbst als Abenteurer, der sich auf eine Entdeckungsreise begibt. Für sie sind Veränderungen und Unbekanntes Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung. Sabine wurde gerade eingeschult. Der Schulstart fiel ihr zwar leicht, doch dann kam eine Reihe weiterer Anforderungen. Alleine den Schulweg zu schaffen und damit die gemeinsame Zeit mit dem Vater am Weg zur Schule nicht mehr zu haben, wie früher zum Kindergarten. Sie ging auch alleine nach Hause, wo sie früher die Mutter abgeholt hatte. Nicht selten musste sie dann zur Nachbarin, da die Mutter von der Arbeit noch nicht zu Hause war. All das machte ihr Kummer, sie weinte oft und traute sich gar nicht zu sagen, dass sie diese Fürsorge der Eltern zusätzlich zum Schulstart dringend braucht, denn sie hörte von beiden: „Du bist jetzt ein Schulkind, Schulkinder können das alleine.“ Die Konzentration in der Schule ließ nach, die Schulnoten wurden schlecht, der Druck der Eltern nahm zu. Sie selbst sah sich als eine Versagerin und das bestätigten die Eltern auch. CHI 47

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